Bastelnde Gitarren-Geeks im Gespräch
Hannes Dillinger und Robbert van Gorkum vom Institut für Biomedizinische Technik haben sich am 24. Mai an der Ausstellung von Maturaarbeiten in der ETH-Haupthalle mit Jonas Nann, Schüler am MNG Rämibühl, über seine Arbeit «Thermionic Valves and Guitar Amplification» unterhalten. Ein Interview zu Jonas' Maturaarbeit und seiner Studienwahl für das kommende Herbstsemester.
Die Ausstellung von Maturaarbeiten aus dem MINT-Bereich, organisiert von den Student Services (StS) der ETH Zürich, hat bereits zum 18. Mal stattgefunden. Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Deutschschweiz erhalten so ein Mal im Jahr die Gelegenheit, ihre Arbeiten zu präsentieren und mit ETH-Fachpersonen zu besprechen.
Jonas Nann, Schüler am Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasium (MNG) Rämibühl in Zürich hat im Rahmen seiner Maturaarbeit einen Röhrenverstärker für seine Gitarre designt und gebaut. Er traf zum Gespräch auf Hannes Dillinger und Robbert van Gorkum, Doktoranden am Institut für Biomedinische Technik, die in ihrer Freizeit beide Gitarre spielen und sich auch mit Gitarrenverstärkern auskennen.
Katja Abrahams von der Abteilung Kommunikation & PR des D-ITET hat die drei an der Ausstellung getroffen.
Jonas, wie bist Du auf die Idee gekommen, in deiner Maturaarbeit einen Röhrenverstärker für deine Gitarre zu bauen?
Da sind eigentlich zwei Dinge zusammen gekommen. Ich spiele E-Gitarre und bin schon immer technisch interessiert gewesen und hatte auch schon ein wenig mit Gitarreneffekten herumgebastelt. Als es dann darum ging, das Thema für die Maturaarbeit zu wählen, habe ich mir gesagt, einen Gitarrenverstärker zu bauen, wäre doch die perfekte Herausforderung für mich, sowohl theoretisch, als auch praktisch.
Was für Musik spielst du?
Eigentlich hauptsächlich Hardrock, aber auch «70s Style», z.B. Jimi Hendrix.
Und eure musikalischen Vorlieben, Hannes und Robbert?
Hannes: Ähnliches. Ich bin eher so der Lagerfeuer-Spieler.
Robbert: Ich spiele auch gerne Hardrock, aber vor allem Cover-Versionen auf der Akustikgitarre, unter anderem von Michael Hedges und Andy McKee und mache manchmal Soloauftritte an Open-Mic-Veranstaltungen in Zürich.
Jonas, was ist das Besondere an deinem Verstärker?
Mein Ziel bei der Arbeit war es, Röhrenschaltkreise gut genug zu verstehen, um selbst einen funktionierenden Verstärker designen und bauen zu können. Natürlich gäbe es viele berühmte Verstärker nachzuahmen, aber mein Ziel war etwas Eigenes zu machen. Es ist also keine Kopie eines bereits existierenden Verstärkers.
Was waren die grössten Herausforderungen und Learnings für dich?
Die Konstruktion des Verstärkers war nicht nur elektronisch und technisch, sondern vor allem auch handwerklich eine Herausforderung, insbesondere, das Gehäuse richtig hinzubekommen. Daher habe ich den Schaltkreis über die Zeit hinweg angepasst. Ich hatte zuvor noch nie mit Röhren und auch nicht an einem so grossen Projekt gearbeitet. Erfahrungen hatte ich zuvor erst durch den Bau von Fuzz-Pedalen gemacht, deshalb war das ganze vor allem ein grosser Lernprozess und es gibt viele Optimierungen und Details, die ich beim Bau des nächsten Verstärkers beachten werde.
Kannst du noch ein paar technische Details zum Verstärker selbst geben?
Das Endprodukt läuft mit 2x EL34 und 2x ECC83. Der Preamp ist ziemlich «clean» gehalten, und Verzerrung kann hauptsächlich durch Kombination mit Effektpedalen erzeugt werden (Booster, Fuzz etc.). Durch die EL34s im Poweramp hat der Amp aber immer einen gewissen Charakter und einen komprimierten Sound, was auch der Grund für die Röhrenwahl war.
Die verfügbaren Regelungen sind ein klassischer 3-Band-Tonestack, ein Master Volume, ein Gain- und ein Voice-Regler. Der Gain funktioniert etwas anders als bei den meisten Verstärkern. Da der Verstärker «clean» gehalten ist, ist der Gainregler frequenzabhängig und ermöglicht so die Bässe und tiefen Mitten des Verstärkers noch besser anzupassen.
Die Voice-Regelung ist quasi das Herzstück, wenn es darum geht einen guten Sound auf dem Amp einzustellen. Der Knopf verändert den Frequenzgang des Tone-Stacks: Links finden sich Sounds mit vielen fetten Mitten die etwas an Oranges erinnern können. Auf etwa halbem Weg finden sich immernoch leicht mittenlastige, jedoch klarere Klänge, die man mit Marshalls vergleichen könnte. Auf der rechten Seite sind schliesslich glasige, «gescoopte» Einstellungen wie sie für Fender bekannt sind.
Mit welchen anderen Technologien hast du dich sonst schon ausführlicher beschäftigt?
2015 habe ich mit 15 Jahren eine Schulabschlussarbeit mit dem Titel «externe Seite Computer verstehen und selber bauen» geschrieben, weil ich mich damals sehr fürs Gamen, aber auch die Funktionsweise von Computern interessiert habe. Es ist eine eine Schritt-für-Schritt Anleitung für das Zusammenbauen eines eigenen Rechners, und bis jetzt habe ich ca. 200 bis 300 Exemplare verkauft, was mich selbst sehr erstaunt, aber natürlich auch sehr gefreut hat.
Du beginnst im Herbst das Bachelorstudium in Elektrotechnik und Informationstechnologie bei uns am D-ITET. Was hat den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben? Mein Vater hat an der ETH Chemie studiert und hat mich schon früh an die Naturwissenschaften herangeführt. Letzten September habe ich die Studieninformationstage der ETH Zürich besucht. Dort habe ich mich über die verschiedenen Studiengänge informiert. Ursprünglich wollte ich eher Informatik studieren, habe dann aber gemerkt, dass ein Elektrotechnik-Studium eigentlich genau das richtige für mich ist, weil es sehr interdisziplinär ist und mir sehr viele verschiedene Vertiefungsrichtungen und Berufe offenstehen. Ich bin schon ziemlich gespannt auf das Studium!
Alles Gute für die Matura und fürs Studium! Wer weiss, vielleicht wirst du ja mal zusammen mit Hannes und Robbert die Gelegenheit haben, eine Bühne zu rocken!